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ToggleZiele setzen: Mythos oder wichtiger Erfolgsfaktor?
Über das Thema “Ziele setzen” gibt es unzählige Bücher, Vorträge, Seminare und insbesondere Methoden, die bekannteste davon sicherlich die SMART Formel. Doch in der Bewertung von Zielen ist man sich dann doch wieder uneinig. Während die einen sagen “Wer keine Ziele hat, der hat das Ziel, unzufrieden zu sein”, bewerten die anderen das Ziele setzen zwar als durchaus wichtig, gehen aber weniger dogmatisch an das Thema ran und behaupten, dass der Weg das eigentliche Ziel sei. Doch wo liegt jetzt die Wahrheit? In diesem Artikel wollen wir uns genau dieser Frage widmen.
Ziele als Leuchtturm im Leben
„Darf ich Sie kurz sprechen?“ Diese Frage stellte mir ein sympathischer Herr am Rande einer Signierstunde, die ich vor kurzem in Süddeutschland durchführte. „Gerne“, antwortete ich, „was kann ich für Sie tun?“ Was dann kam, erlebe ich fast täglich. Innerhalb von drei Minuten erzählte er mir in komprimierter Form, dass zurzeit in seinem Leben einiges nicht so lief, wie er es sich vorstellte. Ganz besonders frustrierte ihn die Beziehung zu seiner Frau, mit der er gerade in Scheidung lebte, er steigerte sich in seine schlechten Gefühle immer mehr hinein.
Irgendwann drehte er sich nur noch im Kreis, sodass ich ihn unterbrach: „Ich verstehe, die Beziehung zu Ihrer Frau macht Sie zurzeit sehr unzufrieden. Was genau kann ich da für Sie tun?“ Und schon erzählte er mir die gesamte Geschichte noch einmal von vorne, aber mit noch mehr Details. Ich unterbrach ihn wieder und fragte erneut, was genau er sich von unserem Gespräch erwartete.
„Na ja“, sagte er, „da muss es doch irgendeine Technik geben, dass ich nicht immer so frustriert bin.“ „Die gibt es sogar“, antwortete ich, „was wollen Sie denn mit dieser Technik erreichen?“ Und das ganze Spiel ging wieder von vorne los. Mit jeder Runde, die der sympathische Herr drehte, fokussierte er sich mehr auf sein Problem und hoffte, von mir einen Ratschlag zu erhalten.
Ziele setzen sorgt für Orientierung und Klarheit
Sein eigentliches Problem lag in diesem Moment jedoch ganz woanders. Er wusste nämlich überhaupt nicht, was er wollte. Er weigerte sich, Ziele zu setzen, hatte sich nicht einmal gefragt, was an die Stelle der Frustration treten sollte und wie er sich die zukünftige Beziehung zu seiner Frau vorstellte. Möglicherweise kennen Sie das auch. Sie wissen ganz genau, was Sie alles nicht mehr wollen. Was Sie aber stattdessen erreichen möchten, dass können Sie nicht mit Bestimmtheit sagen.
Aber wie wollen Sie sich erfolgreich verändern, wenn Sie nicht wissen, wie die Resultate Ihrer Vorhaben aussehen sollen? Im Verlauf dieses Artikels wollen wir uns daher mit dem wichtigen Thema „Ziele setzen“ auseinandersetzen. Aber keine Sorge, ich werde Sie weder mit den immer gleichen (und leider nicht wirksamen) Zieleformeln quälen, noch werden wir in die Theorie abdriften. Mein persönliches Ziel ist einfach: Ich möchte, dass Sie genau das Leben führen können, von dem Sie träumen. Lassen Sie uns also beginnen. Sind Sie bereit?
Ziele setzen beginnt mit einer Analyse des Status Quo
Dann benötige ich von Ihnen jetzt nichts anderes als eine schonungslos ehrliche Antwort auf die folgende Frage: „Wie glücklich sind Sie im Moment in folgenden Bereichen auf einer Skala von 1 bis 10?“, wobei 1 für „gar nicht“ und 10 für „nicht zu übertreffen“ steht.
- Beruf
- Familie
- Beziehung/Partnerschaft
- Persönliche Entwicklung
- Gesundheit
- Finanzen
- Spiritualität
- Unternehmerischer Erfolg bzw. Karriere
Ich bin übrigens nicht an politisch korrekten, sozial verträglichen oder in blumige Worte verpackten Antworten interessiert. Stattdessen möchte ich wissen, was Sie fühlen und wie es Ihnen wirklich geht. Und wenn Sie mir doch eine oberflächliche Antwort geben, dann kann ich damit auch leben, weil es nämlich nicht um mich, sondern ausschließlich um Sie geht. Anderen können Sie etwas vormachen. Den Menschen, der Sie jeden Morgen im Spiegel anschaut, können Sie hingegen auf Dauer nicht belügen.
Von Zielen, Träumen und Visionen
Je ehrlicher Sie zu sich selber sind, desto einfach wird es, eine Kurskorrektur vorzunehmen. Möchten Sie also noch einmal antworten? Gut. Wenn Sie mit irgendeinem Bereich Ihres Lebens unzufrieden sind, ein gewisses Frustrationslevel erreicht haben oder gerne mehr erreichen möchten, dann ist es an der Zeit, etwas zu ändern. Aber welche Ziele haben Sie? Wovon träumen Sie? Welche Vision treibt Sie an?
Und schon sind wir beim entscheidenden Punkt, wenn es um das Ziele setzen geht. Denn die meisten Menschen wissen zwar ganz genau, was sie alles nicht mehr wollen, aber was denn an die Stelle der alten Dinge treten soll, darüber sind sie sich nicht im Klaren. Nachdem Sie eine unumstößliche Entscheidung für die Veränderung getroffen haben, ist es im nächsten Schritt wichtig, genau festzulegen, wie die konkreten Resultate aussehen sollen.
Ich möchte Ihnen daher meinen bevorzugten Ziele setzen Prozess vorstellen, den ich regelmäßig mit meinen Coaching-Klienten nutze, um gemeinsam herauszufinden, was diese wirklich wollen. Und es geht immer genau mit dieser Frage los: „Was wollen Sie in Zukunft sein, tun oder haben?“ Die dann folgenden Antworten lassen sich in sechs verschiedene Kategorien aufteilen:
Die 6 Stufen von Zielen
- (Wunsch-)Traum – zum Beispiel: Ich wäre gerne reich. Ich würde gerne mein eigenes Unternehmen gründen. Ich möchte erfolgreich sein.
- Vision: Ich werde der beste Autoverkäufer Berlins. Unsere Marke ist in ganz Europa bekannt und erfolgreich. Mein Unternehmen macht 1 Million Umsatz und ist Marktführer im Bereich XYZ.
- Richtung: Ich möchte irgendwas mit Medien machen. Wir werden das Marketing intensivieren. Ich werde mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.
- Ziel: Bis zum 31.12. stellen wir zehn neue Azubis ein. Im Jahr 2015 verkaufe ich 50.000 Bücher. Bis Ende des Jahres habe ich acht Kilo abgenommen.
- Plan: Pro Tag rufe ich fünf Kunden an. Ich trainiere viermal pro Woche nach dem Fitnessplan XYZ. Ich schreibe jeden Tag von sechs bis sieben Uhr an meinem neuen Buch.
- Machen: Tun. Umsetzen: Ins Handeln kommen.
Je höher wir uns in dieser Liste befinden, desto größer sind das Abstraktionslevel und der emotionale Antrieb. Je weiter wir uns nach unten bewegen, desto konkreter wird es, während die Emotionen weniger werden. Im Normalfall werden die sechs einzelnen Stufen sequenziell durchlaufen. Aus einem Traum wird eine Vision, die irgendwann in eine noch recht vage Richtung mündet. Je mehr man sich mit dieser beschäftigt, desto klarer werden die einzelnen Ziele, für die man dann konkrete Pläne entwickelt, die schlussendlich umgesetzt werden.
Viele Ziele entwickeln sich erst auf dem Weg
Manchmal kommt es jedoch auch vor, dass eine Vision oder eine grobe Richtung so emotional besetzt ist, dass man ohne Umwege direkt ins Machen kommt und die Ziele und Pläne erst im Nachhinein schmiedet. Aber wie genau der Weg aussieht, spielt keine große Rolle, denn im Endeffekt geht es immer darum, Ihre Vorhaben in Ergebnisse zu transformieren und aus Wünschen konkrete Resultate werden zu lassen.
Lassen Sie uns also genau damit beginnen. Wenn Sie wissen, wohin Sie wollen und sich zeitnah auf den Weg machen, dann ist das der entscheidende nächste Schritt für nachhaltige Veränderungen. Aber viele Menschen scheitern leider genau an diesem Punkt, weil Sie auf die folgende Frage keine passende Antwort haben: „Wo will ich überhaupt hin?“ Haben Sie sich das auch schon einmal gefragt, möglicherweise in jüngster Zeit? Dann möchte ich Ihnen gerne eine wunderbare Übung vorstellen, die Ihnen dabei helfen wird, Struktur und Klarheit in Ihre Wünsche, Visionen, Richtungen, Ziele oder Pläne zu bringen.
Eine effektive und wirkungsvolle Ziele Übung
Und so geht´s: Greifen Sie sich Zettel und Stift (oder eine Notizapp Ihrer Wahl) und nehmen Sie sich ausreichend Zeit für ein ausgiebiges Zukunfts-Brainstorming. Stellen Sie sich folgende Frage: „Was will ich in Zukunft sein, tun oder haben?“ Und dann legen Sie los. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt. Ohne jegliche Bewertung. Lassen Sie Ihren Stift fließen und Ihr inneres Feuer brennen. Was wollten Sie schon immer mal machen? Was erreichen? Welche Ziele haben Sie? Schreiben Sie mindestens 15 Minuten lang und notieren Sie wirklich alles, so klein und unwichtig es Ihnen auch vorkommen mag.
Nachdem Sie diese Aufgabe erledigt haben, trinken Sie am besten erst einmal einen Kaffee oder gehen eine Runde spazieren. Danach nehmen Sie die Ergebnisse Ihres Brainstormings wieder zur Hand und schreiben neben jedes einzelne Ziel entweder eine „1“ oder eine „2“.
- Dabei steht die „1“ für „Dieses Ziel ist mir sehr wichtig, ich mache mich auf jeden Fall an die Umsetzung“ .
- Und die „2“ bedeutet „Dieses Ziel lasse ich los“.
Manche Ziele muss man loslassen
Möglicherweise fragen Sie sich jetzt: „Wie bitte, ich soll mein Ziel loslassen, wozu habe ich es dann aufgeschrieben?“ Aber Sie werden sehen, wie wichtig dieser Schritt für Sie sein kann. Es gibt einfach Ziele, die wir schon seit Jahren wie einen schweren Rucksack mit uns herumschleppen und deren Umsetzung wir immer wieder hinauszögern. Ist es nicht so? Denken Sie immer daran: Es hat schon seinen Grund, warum Sie diese Ziele bisher nicht umgesetzt haben. Alles hat seine Zeit. Und jetzt benötigen Sie Ihre Kraft und Energie für Ihre neuen und aktuell wichtigen Vorhaben.
Also weiter im Prozess. Als Nächstes schreiben Sie Ihre „1er“- und „2er“-Ziele auf ein separates Blatt, sodass Sie nun eine Liste mit aktuellen und eine mit nicht mehr aktuellen Vorhaben vor sich liegen haben sollten. Nun gilt es, sich von Ihren „alten“ Vorhaben zu verabschieden. Lassen Sie sich ein schönes Ritual einfallen und verbrennen Sie den Zettel beispielsweise in Ihrem Kamin, in Ihrem Garten oder in einem feuerfesten Blumentopf. Vertrauen Sie mir, dass ist weder peinlich noch esoterisch, sondern richtig befreiend und kraftspendend. Und diese Energie nutzen Sie nun, um sich um die Umsetzung Ihrer aktuellen Vorhaben zu kümmern.
Ziele erreichen mit drei verschiedenen Zeithorizonten
Nehmen Sie sich hierzu Ihre „1er“-Liste vor und schreiben neben jedes Vorhaben entweder ein „L“, ein „M“ oder ein „K“. Dabei stehen die einzelnen Buchstaben für die folgenden Kategorien:
- L = Langfristiges Ziel mit einem Zeithorizont von zwei bis fünf Jahren
- M = Mittelfristiges Ziel mit einem Zeithorizont von zwölf Monaten
- K = Kurzfristiges Ziel mit einem Zeithorizont von vier Wochen
Ihre langfristigen Vorhaben dienen Ihnen als anziehende Vision für die Zukunft. Feilen Sie an den einzelnen Formulierungen, bis Sie alleine beim Gedanken daran von einer riesigen Welle starker Gefühle durchflutet werden. Je emotionaler Ihre Assoziationen mit dem Ziel, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bereit sind, alles für die Erreichung zu tun.
Lebensvisionen führen zu kraftvollen Zielen
Für eine größtmögliche Wirkung empfehle ich Ihnen, eine kraftvolle Vision für jeden einzelnen Lebensbereich zu entwickeln. Viele meiner Kunden haben auch große Erfolge damit erzielt, sich Ihre Vision als Poster im Büro aufzuhängen oder als Zettel im Portemonnaie mit sich zu führen. Denn je häufiger Sie sich (bewusst oder unbewusst) damit beschäftigen, desto unausweichlicher werden Ihre Ideen, Entscheidungen und Handlungen zur Umsetzung führen.
Da wir dabei allerdings von einem Zeitraum von zwei bis fünf Jahren sprechen, ist es wichtig, dass Sie sich für den Weg dorthin Meilensteine setzen. Jetzt kommen die mittel- und kurzfristigen Ziele ins Spiel. Gehen Sie hierzu sämtliche Vorhaben dieser Kategorie durch und stellen Sie sich bei jedem einzelnen vor, wie es sich anfühlt, wenn Sie den Meilenstein erreicht haben. Auch hier gilt: je emotionaler, desto besser.
Nehmen Sie sich nun ein weiteres leeres Blatt und notieren Sie Ihre drei wichtigsten Ziele. Sollten Sie bei diesem Schritt noch irgendwelche Schwierigkeiten haben, dann empfehle ich Ihnen meinen Artikel “Entscheidungen treffen lernen”.
Nun kommen wir zum letzten Schritt. Wir werden Ihre drei wichtigsten Ziele so lange überarbeiten, bis Sie gar nicht mehr anders können, als voller Motivation loszulegen und sich an die Umsetzung zu machen. Und ich kann Sie beruhigen, ich werde Sie nicht mit irgendwelchen Ziele-Formeln drangsalieren oder Sie damit quälen, so lange an irgendwelchen Details herumzuwerkeln, bis Sie nicht mehr die geringste Lust verspüren, ins Handeln zu kommen. Nein, stattdessen möchte ich Ihnen meine bewährten SEKSI Formel vorstellen, die mir schon seit vielen Jahren treue Dienste leistet. Die Arbeit mit dieser Formel geht schnell, ist zuverlässig und ganz besonders sorgt sie für die notwendige Klarheit.
Ziele setzen mit der SEKSI Formel
Dabei ist S.E.K.S.I. ein Akronym, in dem jeder Buchstabe für eine wichtige Eigenschaft steht, die kraftvolle Ziele meiner Meinung nach besitzen sollten.
S wie SPEZIFISCH
Ihr Ziel sollte so detailliert und eindeutig wie möglich sein. Vage Wünsche oder „Wischi-Waschi“-Vorhaben sind an dieser Stelle des Prozesses fehl am Platz.
E wie EMOTIONAL
Stellen Sie sich vor, Sie hätten Ihr Ziel bereits erreicht. Was geschieht in Ihnen? Lässt Sie der Gedanke relativ kalt? Dann ist das Ziel nicht emotional genug. Werden Sie hingegen von einer Welle intensiver Gefühle durchflutet, dann werden Sie von ganz alleine ins Machen kommen. Die Frage, die Sie sich bei jedem Ziel stellen sollten: „Steckt mein Herzblut in dem Vorhaben?“
K wie KONKRET
Gibt es messbare Zwischenschritte, Meilensteine und einen Endtermin?
S wie SELBSTSTÄNDIG
Dieser Punkt ist besonders wichtig. Können Sie Ihr Ziel selbstständig erreichen oder benötigen Sie andere Menschen dazu? Ein Beispiel: „Ich möchte im neuen Jahr zum Abteilungsleiter befördert werden“ ist ein Ziel, das diesem Kriterium nicht genügen würde, weil Sie vom Verhalten Ihres Vorgesetzten abhängig wären. Eine passende Alternative wäre hingegen: „Ich werde mich im kommenden Jahr mit Motivation und Spaß auf meine Arbeit stürzen und besonders viel Wert auf meine Resultate legen, damit mein Vorgesetzter bei der nächsten Beförderung nicht an mir vorbeikommt.“
I wie INITIATIV
Last but not least. Ist das Ziel so motivierend, dass Sie von sich aus eine Entscheidung treffen und loslegen?
Ziele müssen SEKSI sein
Wenn Sie Ihre drei wichtigsten Ziele nach allen Kriterien der S.E.K.S.I.-Formel überprüft haben, dann stehen die Chancen mehr als gut, dass Sie es kaum abwarten können, endlich loszulegen. Doch je größer Ihre Vorhaben sind, desto mehr wird das Leben Sie prüfen, ob Sie es auch wirklich ernst meinen.
Und beim Überwinden dieser zwangsläufig auftretenden Hindernisse helfen Ihnen drei wichtige Faktoren: Ihr Mindset, positives Denken und kraftvolle Werte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren der SEKSI Formel. Und natürlich interessiert mich Ihre Meinung zum Thema “Ziele setzen”. Schreiben Sie mir Ihre Meinung und Ihre Erfahrungen gerne in die Kommentare.
Herzlichst, Ihr Ilja Grzeskowitz