Mut zur Veränderung: Warum die Unternehmen die Zeichen der Zeit nicht verschlafen dürfen
Job Sharing? Bei uns auf keinen Fall! Diesen Satz hört man häufig. Dabei ist wichtigste Ressource unserer heutigen (Arbeits)-welt Zeit. Und das ist kein Wunder, denn der rasante Wandel der letzten Jahre hat dafür gesorgt, dass sich die Prioritäten der meisten Menschen dramatisch gewandelt haben. Die Bedürfnisse, Ansprüche und ganz besonders die Lebensentwürfe sehen heute vollkommen anders aus, als sie es noch in den 1990ern waren. Die klassische Familie, in der es einen Haupternährer (meistens der Mann) und eine Verantwortliche für Haushalt und Kinder (meistens die Frau) gab, ist längst eine Ausnahme geworden, an deren Stelle Patchwork-Lebensgemeinschaften, Single Haushalte und Doppelverdiener-Ehen getreten sind.
Und wenn Sie diese Menschen fragen, welche Faktoren für eine hohe Zufriedenheit im Job am wichtigsten sind, dann werden Sie sehr selten Antworten wie „ein hohes Gehalt“, „üppige Bonuszahlungen“ oder „ein schicker Dienstwagen“ hören. Ganz im Gegenteil. Viel wichtiger sind flexible Arbeitszeiten, die optionale Verlagerung von Routinetätigkeiten ins Homeoffice oder die Möglichkeit, genügend Freiräume für die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit zu erhalten. Die Werte haben sich verschoben und wir leben in Zeiten, in denen für den Großteil der Gesellschaft die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben den größtmöglichen Stellenwert hat.
Job Sharing – Die Werte haben sich verändert
Doch anstatt diese Entwicklung als großartige Chance zu sehen, haben viele Personalverantwortliche immer noch Angst, die inneren Firmenstrukturen den äußeren Veränderungen anzupassen. Und diese Reaktion ist fatal, denn mit den Methoden der Vergangenheit wird man für die Herausforderungen der Zukunft sehr schnell ins Hintertreffen geraten. Was bedeutet das?
Die Unternehmen, die ihre Arbeitsabläufe an die sich rasant verändernden Werte Ihrer Mitarbeiter anpassen (und dazu gehört Job Sharing), werden zu den Gewinnern der nächsten Jahre gehören. Ich behaupte sogar, dass es keine Alternative zu dieser Strategie gibt. Leider vermeiden es immer noch viel zu viele Unternehmen, die alten Zöpfe abzuschneiden, und wählen lieber den leichten Weg. Sie jammern und klagen, wie schwer es doch geworden ist, gut ausgebildetes und vor allem motiviertes Personal zu finden.
Dabei wäre es so einfach. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele hoch qualifizierte Mütter ich kenne, die voller Motivation und Tatendrang zu Hause sitzen und nichts lieber tun würden, als ihre vorhandenen Fähigkeiten produktiv einzubringen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen, wie häufig Kompetenz und Leistungsbereitschaft schlicht und einfach verschwendet wird. Genau so gibt es moderne Väter, die gerne einen Teil der Kindererziehung übernehmen, junge Menschen, die sich nebenberuflich ein eigenes Unternehmen aufbauen oder Arbeitnehmer, die einfach nur mehr Zeit für sich und ihre Hobbys haben wollen. Doch was ist die Antwort der meisten Personalabteilungen? „Wenn wir Dich einstellen, dann nur ganz oder gar nicht.“
Neue Ansätze für die Herausforderungen der Zukunft
Ich bin der festen Überzeugung, dass es hier dringend zu einem Paradigmenwechsel kommen muss. Meine Formel lautet: Mehr Erfolg durch Job Sharing. Strategische Veränderung durch eine drastische Erhöhung der Teilzeitquote. Warum soll es im Jahr 2015 nicht vollkommen normal sein, dass zwei Frauen sich die Geschäftsführungs-Position eines Unternehmens teilen? Warum sollte ein junger Vater nicht die Möglichkeit haben, seine Arbeitszeiten flexibel an die Schul- und KiTa-Termine seiner Kinder anzupassen?
Warum sollte ein pfiffiger Informatiker seine Arbeit nicht von seinem Laptop am Strand von Travemünde erledigen können? Alles, was es dafür bedarf, ist ein wenig Mut und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Und es lohnt sich, denn in Zeiten, in denen die Work-Life-Balance um ein vielfaches wichtiger ist, als ein gefülltes Bankkonto, werden die Mitarbeiter auf diese dem individuellen Lebensentwurf angepassten Rahmenbedingungen mit erhöhter Leistungsbereitschaft, einer tiefen intrinsischen Motivation und einer insgesamt größeren Produktivität antworten.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema Job Sharing gemacht? Ich freue mich auf Ihre Meinung… 🙂
Herzlichst, Ihr Ilja Grzeskowitz