Die intrinsische Motivation ist so etwas wie der heilige Gral der Veränderung. Jeder strebt nach ihr, die wenigsten finden sie nachhaltig. Mit diesem Artikel wollen wir das ändern. Haben Sie zum Start Lust auf ein kleines Experiment? Wenn Sie das nächste mal die Gelegenheit haben, vor einer Gruppe von mindestens zwanzig Personen zu sprechen, dann fragen Sie doch einmal in die Runde, wer alles einen veränderungsresistenten Menschen kennt, der zum Jammern und Nörgeln neigt.
Meine Prognose: Sie werden mit großer Sicherheit fast einhundert Prozent erhobene Hände sehen. Jeder kennt einen. Gleich danach stellen Sie dann die Frage, wer sich selber für einen Menschen hält, der zum Jammern und Nörgeln neigt. Hier ist meine Prognose, dass Sie nicht eine einzige erhobene Hand sehen werden. Niemand will einer sein. Tja, die mathematische Auswertung und die dazugehörige Schlussfolgerung überlasse ich für den Moment Ihrer Phantasie.
Wenn ich mich umschaue, dann nehme ich auf jeden Fall sehr viele Menschen wahr, die permanent jammern, wie schwer es doch sei, sich zu verändern. Und dann höre ich häufig eine Standardausrede:
„Ach Ilja, meine intrinsische Motivation ist einfach nicht mehr, wie sie einmal wahr. Wenn Du so einen Chef (hier können Sie wahlweise auch Partner, Freund, Kollege oder einen anderen Menschen einsetzen) hättest wie ich, dann würde Dir das auch so gehen. Da ist Veränderung eben kompliziert.“
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ToggleWas bedeutet Intrinsische Motivation?
Ich möchte Ihnen deshalb eine weitere meiner stärksten Überzeugungen mitteilen. Sie ist das Ergebnis der Arbeit mit tausenden von Mitarbeitern, wie auch aus meinen täglichen Vorträgen, Beratungen und Trainings in großen und kleinen Unternehmen. Möglicherweise ist sie wieder konträr zu den Botschaften, die man Ihnen sonst so gerne erzählt, weil es eben das ist, was die meisten hören wollen. Trotzdem ändert es nichts an der Tatsache, dass es ein unabdingbarer Baustein auf dem Weg zu erfolgreicher Veränderung ist.
Ich glaube nämlich tief und fest daran, dass Sie andere Menschen nicht motivieren können. Sie nicht, Ihr Chef nicht und auch ich nicht. Zwar ist es sehr leicht, jemand anderen zu demotivieren (schauen Sie sich auf Ihrer Arbeit um, und Sie werden viele Beispiele dafür finden), es ist aber nicht möglich, jemanden von Punkt A nach Punkt B zu bewegen, wenn er lieber da bleiben möchte, wo er jetzt ist.
Natürlich, ich kann mit dem Zuckerbrot locken oder mit der Peitsche drohen. Ich kann Ihnen auch einen wunderbaren Motivationskick geben, der Sie voller Energie und Tatendrang loslaufen lässt. Ich kann Ihnen auch die optimalen Rahmenbedingungen liefern, unter denen Sie Ihr volles Potenzial entfalten können.
Aber all das wirkt immer nur kurzfristig. Auf lange Sicht braucht es einfach mehr. Um sich nachhaltig verändern zu können, müssen Sie auch für Ihre intrinsische Motivation die volle Verantwortung übernehmen. Es gibt keinen anderen Menschen, der das tun kann. Und genau deshalb ist die intrinsische Motivation so wichtig.
Intrinsische Motivation Definition
Aber wie entsteht die intrinsische Motivation denn nun? Wie so häufig, ist der Prozess einfach, aber keineswegs leicht. Ich werde häufig gefragt: „Ilja, woher nimmst Du nur Deine hohe intrinsische Motivation, mit denen Du die Dinge angehst?“ Und meine Antwort sorgt dann regelmäßig für ein großes Erstaunen:
„Das ist einfach. Ich habe eine Familie, der es gut gehen soll. Ich habe Rechnungen zu bezahlen, und ich gönne mir auch gerne einmal etwas. Vor allem aber habe ich mein Wort gegeben, es zu tun. Meinen Kunden, meinen Mitarbeitern und meinen Kollegen. Ganz besonders aber mir selber.“ Die intrinsische Motivation ist bei mir eine zwangsläufige Folge meiner Ergebnisse, nicht die Voraussetzung.
Und genau das ist die Definition von intrinsischer Motivation. Es handelt sich um Verhaltensweisen, die durch innere Wünsche, Befürfnisse oder Werte angetrieben werden. Oder anders herum: Es ist eine Motivation, die aussschließlich aus dem Inneren stammt und unabhängig von externen Einflüssen wie Anerkennung, Bonuszahlungen oder Druck entsteht.
Intrinsische Motivation entsteht immer dann, wenn Sie wissen, wofür und aus welchem Grund Sie bestimmte Dinge tun wollen. Wenn Sie ein kraftvolles „warum“ haben, dann kommen Sie nämlich von ganz alleine ins Handeln. Auch wenn Sie einmal keine großen Lust verspüren, gehen Sie trotzdem weiter. Weil Sie sich entschieden haben und jederzeit wissen, wofür Sie es tun. Und nun kommt das für viele so erstaunliche. Denn je mehr Sie ins Machen kommen, desto bessere Ergebnisse werden Sie bewundern können.
Und mit diesen steigt auch Ihre intrinsische Motivation. Weil Sie stolz auf das Geleistete sind. Weil Sie es gar nicht mehr abwarten können, weiterzumachen. Weil die erfolgreiche Veränderung an sich der größte Antrieb ist, den Sie sich überhaupt vorstellen können. Intrinsische Motivation könnte man also auch sehr gut als die Motivation des Machens bezeichnen.
Die Motivation des Machens als Voraussetzung für Veränderung
Mein großes Ziel mit diesem Artikel ist es, Ihnen einen umfassenden Einblick in das Thema Motivation zu geben. Die Entscheidung zur Veränderung müssen Sie jedoch selber treffen. Am besten jetzt sofort. Die Verantwortung für Ihre intrinsiche Motivation müssen Sie ebenfalls übernehmen. Am besten für immer. Und auch gehen müssen Sie selber.
Am besten gemeinsam mit Menschen, die Sie auf Ihrem Weg unterstützen. Auf eines können Sie sich dabei verlassen. Die Motivation des Machens wird Sie nicht immer auf direktem, vor allem aber auf Ihrem individuellen Weg ans Ziel führen. Haben Sie sich bereits entschieden? Wenn nicht, dann möchte ich Ihnen nun ein paar Konsequenzen aufzeigen, die auf Sie warten, wenn Sie doch lieber alles beim Alten lassen wollen.
Eine kraftvolle intrinsische Motivation sorgt dafür, dass Veränderung einfach wird und zu einer hohen Zufriedenheit im Job und im Alltag führt. Wenn Sie hingegen darauf hoffen, dass es schon genug andere Menschen gibt, die sich um Ihre Motivation kümmern, dann führt diese Strategie auf direktem Weg ins Mittelmaß, das immer mehr um sich greift.
Und Sie wären in guter Gesellschaft. Das Allensbach Institut hat vor kurzem eine Umfrage durchgeführt, um das Lebensgefühl der Deutschen zu ermitteln. Das für mich nicht erstaunliche Ergebnis: Die so genannte Generation Mitte wird immer größer. Zu dieser Gruppe gehören in Deutschland über fünfunddreißig Millionen Menschen.
Und die Mitglieder haben prinzipiell nur einen Wunsch. Alles soll so bleiben, wie es ist. Sie haben vor jeder Form von Veränderung Angst, und wünschen sich vor allem Stabilität und finanzielle Sicherheit. Sie gehen niemals ein Risiko ein, sondern lieber auf die berühmte Nummer sicher. Die intrinsische Motivation zur Veränderung ist gleich Null.
Sicherheit ist nur eine Illusion
Doch je größer die Generation Mitte wird, desto mehr breitet sich auch die damit einhergehende Mittelmäßigkeit aus. Man hat sich mit dem Leben, das man führt arrangiert und lässt es widerstandslos über sich ergehen. Neal Donald Walsh hat diese Form der Existenz in seinem Buch Gespräche mit Gott sehr treffend als ein Leben in stiller Verzweiflung bezeichnet. Und genau das ist es auch. Man funktioniert tagein tagaus und hat die eigenen Träume zu Gunsten einer vermeintlichen Sicherheit aufgegeben. Doch diese Sicherheit ist nur eine Illusion. Sie befindet sich ausschließlich in Ihrem Kopf.
Besitzen Sie auch einen Gegenstand, den Sie ungeheuer lieb gewonnen haben, obwohl er eigentlich längst hätte entsorgt werden müssen? Vor über zehn Jahren habe ich von meiner Frau ein kleines Badezimmerradio geschenkt bekommen. Es ist komplett aus Plastik, die technische Ausstattung besteht aus zwei altmodischen Drehknöpfen und der Sound ist auch nicht gerade das, was man als aktuellen Stand der Technik bezeichnen würde.
Trotzdem begleitet mich dieses Radio nun schon über eine lange Zeit. Obwohl es langsam aber sicher auseinander fällt, habe ich dieses Relikt der analogen Unterhaltungselektronik komplett in mein Herz geschlossen. Es ist mittlerweile so weit, dass mir etwas fehlt, wenn ich auf Reisen im Hotel übernachte und auf das gute Stück verzichten muss.
Intrinsische Motivation: Widerstehen Sie den Programmierungen
Seit vielen Jahren habe ich mehrere Rituale, mit denen ich in den Tag starte. Zum einen beginne ich jeden Morgen damit, mich eine Viertelstunde mit positiven Dingen zu beschäftigen. Ich lese ein Kapitel aus meinen Lieblingsbüchern, höre ein Audioprogramm mit inspirierenden Botschaften oder schreibe mir meine Tagesziele auf. Alleine diese Gewohnheiten wirken wahre Wunder für meine intrinsische Motivation.
Danach gehe ich ins Bad und springe unter die Dusche. Und obwohl ich sonst sehr selten Radio höre, schalte ich während der zwanzig Minuten, die ich morgens im Badezimmer verbringe, gerne mein altes Schätzchen ein, um während dieser Zeit ein paar alte und neue Gassenhauer mitträllern zu können.
Und während der täglich gleich ablaufenden Morningshow muss ich häufig daran denken, wie viele Menschen ihre Träume in eine Schublade gesperrt haben und stattdessen freiwillig nach dem Robinson-Prinzip leben. Was das ist? Sie warten am Anfang der Woche bereits sehnsüchtig auf Freitag. Sie können sich das wie folgt vorstellen.
Am Montag Morgen um 06:03 Uhr klingelt der Wecker. Schlaftrunken und mit letzter Kraft erreicht man die Schlummer-Taste und erkauft sich noch eine letzte Viertelstunde des kostbaren Schlafes. Dann zieht man sich an, und schleppt sich mehr schlecht als recht zur Arbeit. Man ist mies drauf, denn es ist ja schließlich Montag. Die schreckliche Arbeitswoche, vor der man sich das ganze Wochenende so gefürchtet hat, beginnt nun tatsächlich.
Und nur falls man vergessen haben sollte, wie furchtbar der Montag doch ist, erinnert einen die freundliche Stimme im Radio noch einmal daran: „Es tut uns leid, liebe Hörer, heute ist wieder Montag und wir hoffen, ihr kriegt den Tag gut rum.
Aber keine Sorge, in fünf Tagen ist ja schon wieder Wochenende“. Dann wird mindestens drei mal „I don´t like Mondays“ von Bob Geldorf und den Boomtown Rats gespielt und bis zum Mittag regelmäßig wiederholt, wie furchtbar es doch ist, dass am Montag die Arbeit wieder beginnt.
Irgendwie schafft man es dann, den Tag rum zu kriegen und fällt Abends erschöpft auf die Couch. Mit der Fernbedienung in der Hand schaut man sich Frauentausch, Big Brother oder Schwiegertochter Gesucht an, und fällt dann nach drei Bier halb tot ins Bett.
Das Leben im seelischen Niemandsland
Bis am Dienstag morgen um 06:03 Uhr der Wecker wieder klingelt. Aber am Dienstag hat man schon ein wenig Hoffnung. Denn die nette Stimme im Radio verkündet, dass ja schon fast Mittwoch, und damit Bergfest ist, welches am darauffolgenden Tag natürlich gebührend gefeiert wird.
Der Donnerstag wird spontan zum „kleinen Bruder von Freitag“ ernannt, und am Freitag, hach, da atmen alle kollektiv durch, weil man die furchtbare und nicht enden wollende Woche endlich hinter sich hat. Der Freitag ist daher auch der allerbeste und schönste Tag der Woche, an dem man endlich die Korken knallen lassen kann.
Im Radio wird dieser Wochentag deshalb auch zelebriert wie Weihnachten und Ostern zusammen, und alle bereiten sich darauf vor, dass am Wochenende endlich das wahre Leben beginnen kann. Doch wie sieht dieses Leben dann meistens aus? Richtig, man sitzt mit der Fernbedienung erschöpft auf der Couch und schaut Frauentausch, Big Brother oder Schwiegertochter Gesucht.
Aber man kann diese Zeit jetzt endlich genießen, denn es ist ja Wochenende. Aber halt, ganz so weit her ist es mit dem Genuss dann doch nicht, weil man ja schon am Samstag Vormittag mit Schrecken daran denkt, dass es bald wieder Montag ist, und um 6:03 Uhr der Wecker klingelt.
Und nur zur Sicherheit erinnert einen die nette Stimme im Radio natürlich auch am Samstag daran: „Genießt die knappe Zeit, liebe Hörer, denn schon bald ist wieder Montag!“ Und dann geht alles von vorne los. Woche für Woche. Monat für Monat. Jahr für Jahr. Für manche ein Leben lang.
Intrinsiche Motivation und Demotivation enstehen im Unterbewusstsein
Habe ich überzeichnet? Mit Sicherheit. Aber möglicherweise eben auch nicht. Machen Sie gerne die Probe aufs Exempel. In welcher Stadt Sie auch immer wohnen, und welchen Sender Sie zu Ihrer Nummer Eins erkoren haben, ich könnte wetten, dass Sie diese Abfolge von Negativprogrammierungen ebenfalls kennen.
Der furchtbare Montag. Die beliebtesten Strategien, wie Sie die vermeintlich grauenvolle Arbeitswoche am besten überstehen. Der Freitag als der beste Tag und das große Ziel, auf das alle ihre Sehnsucht konzentrieren.
Kommt Ihnen bekannt vor, oder? Jeder kennt diese Sprüche und die meisten lachen sogar ein wenig darüber. Doch wie soll daraus eine nachhaltige intrinsische Motivation entstehen? Mehr noch, je öfter Sie diese Suggestionen unkritisch hören, desto mehr glauben Sie daran. Bis die Botschaften des Radios irgendwann zu Ihrer ganz persönlichen Realität geworden sind, und Sie in den Chor der jammernden Sirenen mit einstimmen.
Aber überlegen Sie sich doch bitte einmal, welches Modell von Leben dort jeden Tag aufs Neue in Ihr Unterbewusstsein gehämmert wird und sich dort im Laufe der Zeit schön gemütlich einnistet. Das Mindset, das sich hinter diesen Programmierungen steht, ist heute so verbreitet, wie noch nie.
Diese vermeintlich harmlosen und witzig gemeinten Aussagen der Radiomoderatoren vermitteln Ihnen nichts anderes, als dass es eine klare Unterteilung in die furchtbare Arbeitszeit und die erstrebenswerte Lebenszeit geben würde.
Tappen Sie nicht in diese Falle. Denn wo steht bitteschön geschrieben, dass Sie am Montag nicht genau so glücklich sein können, wie am Samstag? Und was ist das für ein Leben, in dem Sie fünf Tage lang Dinge tun, die Sie eigentlich nicht mögen, oder sogar verachten.
Und dass alles nur, um dann in der kurzen Zeit am Wochenende das wahre Leben genießen zu können. Die Folgen dieser Attitüde können Sie jeden Tag in den S-Bahnen, Bussen und Zügen dieser Republik beobachten. Die meisten Anhänger des Robinson-Prinzips dümpeln mehr schlecht als recht vor sich hin. Sie haben keine großen Sorgen, aber auch keine wirklichen Freuden. Es ist keine dauerhafte Zufriedenheit vorhanden, aber die Unzufriedenheit ist eben auch noch nicht groß genug, dass man etwas ändern würde.
Intrinsische Motivation oder ein Leben in stiller Verzweiflung?
Genau das ist es, was ich als das seelische Niemandsland bezeichne. Ein Leben in stiller Verzweiflung. Viele Menschen haben in jungen Jahren den Kopf voller Träume und phantasieren darüber, was sie in ihrem Leben alles sein, tun und haben wollen. Das innere Feuer brennt lichterloh.
Doch mitten auf dem Weg wird man dann vernünftig. Es kommt etwas dazwischen. Der Job als Abteilungsleiter, das prestigeträchtige Projekt in der Kanzlei oder die beruhigende Sicherheit des Beamtenstatus als Geschichtslehrer an einer Realschule. Und ehe man sich versieht, hat man die eigenen Ansprüche heruntergefahren und sich mit der aktuellen Situation abgefunden.
Man ist nicht so ganz zufrieden, aber eben auch nicht unzufrieden. Nein, es hätte beileibe schlimmer kommen können. Ja, natürlich, die Träume von damals sind zwar noch da, aber die Hypothek für die Doppelhaushälfte bezahlt sich schließlich nicht von alleine.
Das innere Feuer lodert entweder nur noch auf Sparflamme, oder ist ganz erloschen. Man richtet es sich gemütlich im Mittelmaß ein, welches gerade noch so angenehm ist, dass es der vollen Entfaltung des eigenen Potenzials im Weg steht.
Doch zum Glück sind Träume ja hartnäckig. Sie klopfen mit schöner Regelmäßigkeit wieder an und erinnern Sie daran, dass sie auf keinen Fall verschwunden sind. Und diese innere Sehnsucht gilt es, zu erkennen und dann in die Tat umzusetzen. Sie haben jeden Tag die Wahl. Sie selbst Ihr Wort zu geben und Ihre kraftvolle intrinsische Motivation für sich wirken zu lassen, oder langsam aber sicher den Weg ins seelische Niemandsland zu beschreiten. Wofür entscheiden Sie sich?