„Ganz klar, es geht um eine Veränderung des Mindsets.“ Diese Antwort höre ich wohl so oft wie keine zweite, wenn ich meine Kunden im Briefinggespräch vor einer Keynote Speech danach frage, was das Hauptziel meines Vortrags sein soll. Kein anderer Faktor steht so sehr im Mittelpunkt, wenn es um nachhaltige Veränderungen von Individuen oder ganzen Organisationen geht, wie der des Mindsets. Aber Mindset Deutsch? Der Begriff ist in aller Munde. Ich höre ihn täglich von Führungskräften erfolgreicher Unternehmen, von Lifestyle Coaches auf Instagram und sogar von meiner neunjährigen Tochter, die mir vor ihrer letzten Mathearbeit mitteilte: „Das Lernen der Formeln ist gar nicht so wichtig, Papa. Das Mindset ist viel entscheidender.“
Mindset Deutsch – Was ist das Mindset eigentlich?
Und in der Tat ist es so, dass der Begriff „Mindset“ aktuell so häufig verwendet wird, dass man ihn in der Tat als eines der beliebten Buzzwords bezeichnen kann, die man eigentlich gar nicht mehr hören kann. Aber wie genau ist es denn nun beim Thema Mindset? Ist es tatsächlich nur ein inhaltsleerer Begriff oder ein relevanter Erfolgsfaktor? Wie so häufig kommt es wohl vor allem darauf an, was man daraus macht. Denn natürlich gibt es eine bestimmte Personengruppe, die das Label „Mindset“ so ziemlich auf alles klebt, was möglich ist, aber nicht wirklich versteht, was sich hinter dem Wort überhaupt verbirgt. Die vielen selbsternannten Mindset-Coaches auf Social Media lassen grüßen.
Doch es gibt eben auch die andere, praxisorientierte und zukunftsorientierte Verwendung. So ziemlich alle erfolgreichen Organisationen, Unternehmen und Marken, mit denen ich arbeiten darf, haben das Thema Mindset ganz oben auf ihrer Agenda. Weil sie verstanden haben, wie wichtig Soft Skills in der Zukunft sein werden, und dass die innere Haltung wesentlich wichtiger ist, als Fachwissen oder technische Skills (die man sich jederzeit aneignen kann). Doch bevor wir zu tief einsteigen, wollen wir uns zunächst einmal anschauen, was genau sich hinter dem Begriff Mindset überhaupt verbirgt.
Mindset Definition – Was es ist und warum es so wichtig ist
Auf Deutsch ist der aus dem Englischen stammende Begriff Mindset tatsächlich schwer zu übersetzen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er oft synonym mit Einstellung, Haltung oder Denkweise verwendet. Das Onlinelexikon Wikipedia definiert Mindset als
„den englischen Begriff für das deutsche Wort Mentalität, was wiederum […] eine vorherrschende psychische Persönlichkeitseigenschaft (Prädisposition) im Sinne eines Denk- und Verhaltensmusters einer Person oder sozialen Gruppe bezeichnet.“
Für mich geht diese Definition noch nicht weit genug. Basierend auf meiner Recherche zu meinen Büchern „Attitüde – Erfolg durch die richtige innere Haltung“ und „The Changemaker Mindset – How Innovation and Change starts with Inner Transformation“ steht der Begriff Mindset auf Deutsch für folgendes:
„Das Mindset basiert auf unserer Identität und ist die Summe unserer Werte, Überzeugungen, Erfahrungen, Fähigkeiten, Persönlichkeitseigenschaften, Gewohnheiten, Entscheidungsstrategien und unserer generellen Attitüde dem Leben gegenüber. Es ist weniger das, was wir tagtäglich tun, sondern vor allem die Art und Weise, wie wir es machen und der Purpose (emotionaler Grund), also das warum und wofür.“
Mindset Growth – Die zwei Arten der inneren Haltung
Die wohl bekannteste Forschungsarbeit zum Thema Mindset geht auf die amerikanische Mentalitäts- und Verhaltensforscherin Carol Dweck zurück, die in ihrem Buch „Mindset – Changing the way you think to fulfil your potential“ von einem Fixed Mindset und einem Growth Mindset spricht.
Fixed Mindset
Beim Fixed (zu Deutsch: Starr, unflexibel) Mindset gehen Menschen laut Dweck davon aus, dass ihre Talente, Fähigkeiten und Denkweisen fixe Eigenschaften sind, die entweder vorhanden oder auch nicht vorhanden, auf keinen Fall jedoch veränderbar sind. Menschen mit einem Fixed Mindset sind i.d.R. durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet:
- Sie können schlecht mit Niederlagen umgehen
- Sie vermeiden herausfordernde Situationen, aus Angst vor dem Scheitern
- Sie sehen sich häufig als untalentiert
- Sie akzeptieren den Status Quo als unveränderlich
- Sie geben bei Schwierigkeiten schnell auf
Growth Mindset nach Carol Dweck
Beim Growth (zu Deutsch: Wachstum, Entwicklung) Mindset gehen die Menschen hingegen davon aus, dass die beschriebenen Faktoren veränderbar und ausbaufähig sind, wenn man ausreichend trainiert, lernt und an sich arbeitet. Menschen mit einem Growth Mindset sind i.d.R. durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet:
- Sie sind bereit, immer dazuzulernen
- Sie sehen Fehler als Chance, besser zu werden
- Sie glauben, dass Wille, Einsatz und harte Arbeit wichtiger sind als Talent
- Sie sind neugierig, wissensdurstig und offen für Neues
- Sie kennen ihre Schwächen, sind aber bereit, an diesen zu arbeiten
- Sie akzeptieren, dass man sich anstrengen muss, wenn man sich persönlich weiterentwickeln möchte
Mindset ändern. Geht das überhaupt?
Kommen wir daher zur entscheidenden Frage: Ist das Mindset eine gegebene Eigenschaft oder kann man es tatsächlich verändern? Die gute Nachricht zuerst: Ja, natürlich kann das eigene Mindset verändert werden. Doch es ist beileibe nicht so einfach, wie man oftmals in den Self-Help Büchern, YouTube Videos und Instagram Posts lesen kann. Es handelt sich nämlich wenige um eine kurzfristige Veränderung vom alten Mindset hin zum neuen Mindset, sondern vielmehr um eine lebenslange persönliche Entwicklung, die niemals so wirklich aufhört. Ich möchte daher ein paar grundlegende Faktoren erwähnen, die für einen nachhaltigen Mindset Shift unabdingbar sind:
- Bewusstheit: Nur was einem bewusst ist, kann auch verändert werden. Je bewusster du dir deiner eigenen Kommunikation, deines generellen Fokus, deiner Wirkung, deiner Offenheit und deiner Attitüde dem Leben gegenüber bist, desto einfacher wird der Mindset Shift.
- Offenheit: Der Satz „Das haben wir schon immer so gemacht!“ sollte ab sofort der Vergangenheit angehören. Stattdessen ist eine generelle Offenheit für neue Ideen und neue Wege entscheidend. Denn nur in Situationen, in denen wir vorher noch nie waren, wachsen wir und entwickeln wir uns (und damit unser Mindset) weiter.
- Fokus: Ja, das Leben ist voller Probleme. Diese sollten auch niemals ausgeblendet oder gar ignoriert werden. Trotzdem ist es wichtig, den Fokus immer auf Lösungen und Möglichkeiten zu richten.
- Durchhaltevermögen: Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden. Das gleiche gilt für das Mindset. Es wird Rückschläge geben und du wirst an dir zweifeln. Das ist nicht nur vollkommen normal, sondern eine Notwendigkeit für die persönliche Entwicklung. Erinner dich in diesen Momenten imm daran: Die Arbeit am Mindset ist ein Marathon und kein Sprint.
- Umfeld: Niemand gewinnt alleine. Das gilt auch für die Veränderung des Mindsets. Denn auf Dauer haben die Menschen in unserem direkten Umfeld eine enorme Wirkung auf uns. Such dir daher Menschen mit einem Growth Mindset, die Dich positiv beeinflussen und dir als Vorbild dienen können.
- Positivität: Und last but not least, die drei wichtigsten Regeln des Mindset Shifts:
- Sei immer positiv.
- Sei immer positiv.
- Sei immer positiv.
Mindset Deutsch – Ein positive Attitüde ist NICHT positives Denken!
Der letzte Punkt bringt mich zum Abschluss des Artikels zur schonungslosen Wahrheit über eines der wichtigsten, gleichsam aber auch kontroversesten Themen in Verbindung mit dem Mindset überhaupt. Ich spreche vom positiven Denken. Die einen haben sich dieser Philosophie bedingungslos unterworfen, während die anderen es komplett verdammen und als esoterischen Humbug abtun. Das hat natürlich entsprechende Auswirkungen.
Während die Anhänger der ersten Variante mit einem permanenten Dauergrinsen im Gesicht, der rosaroten Brille auf den Augen und einem naiven Vertrauen in Licht und Liebe jedes Problem ganz einfach ignorieren und weglächeln, werden die Gegner des positiven Denkens häufig zu Zynikern, deren Gläser halbleer, die Himmel voller dunkler Wolken und der Alltag meist recht trist ist. Es liegt auf der Hand, dass beide Strategien nicht geeignet sind, ein zufriedenes Leben zu führen. Trotzdem höre ich eine Frage immer wieder: „Ist positives Denken denn jetzt gut oder schlecht?“
Verzeih mir, wenn ich hierauf keine direkte Antwort gebe, aber ich möchte Dich gerne auf einen sehr verbreiteten Fallstrick hinweisen, der hier in Reinkultur zu erkennen ist:
Wenn die Frage falsch ist, dann spielt die Antwort keine Rolle.
Genau das ist hier nämlich der Fall. Die Frage hat einen irreführenden Fokus, und stellt nur einen Aspekt des großen Bildes in den Mittelpunkt, nämlich das Denken. Doch gleichzeitig unterschlägt man die anderen wichtigen Faktoren: Das Handeln, die Gewohnheiten und das generelle Mindset, mit der man das Leben mit all seinen Aufgaben angeht. Darum geht es nämlich, um die grundsätzliche Ausrichtung. Und was die angeht, habe ich eine ganz klare Meinung:
Verschwende Dein Leben nicht mit Negativität, sondern sei positiv. Immer.
Das neueste Wissen, die besten Fähigkeiten und die modernsten Techniken nützen dir überhaupt nichts, wenn du deinen Alltag mit einer negativen Grundhaltung bestreitest. Das heißt im Umkehrschluss übrigens nicht, dass du mit einem positiven Mindset automatisch erfolgreich wirst. Nein, eine auf Chancen und Möglichkeiten ausgerichtete innere Haltung alleine lässt dich noch überhaupt nichts erreichen.
Aber mit einer solchen Attitüde erreichst Du alles besser, als mit einer negativen Grundeinstellung. Seit über zwanzig Jahren studiere ich menschliches Verhalten in all seinen Facetten. Und noch nicht ein einziges Mal ist mir jemand begegnet, der mit einem negativen Mindset positive Ergebnisse erzielt hätte. Mach gerne die Probe auf´s Exempel. Schauen Dich in Deinem Umfeld um. Ich wette mit Dir, dass Du keinen erfolgreichen Menschen finden wirst, dessen DNA auf Negativität gepolt ist. Auf den Punkt gebracht:
Ein negatives Mindset und positive Resultate schließen sich gegenseitig aus.
Mindset Bedeutung: Die Fragen machen den Unterschied
Vergeude Deine Zeit also nicht mit Negativität, sondern konzentrier Dich auf die zahlreichen Chancen und Möglichkeiten. Das bedeutet übrigens nicht, dass man Probleme ausblendet, Risiken nicht erkennt oder sonstige Herausforderungen ignoriert. Ganz im Gegenteil. Der Trick liegt darin, diese Situationen zu erkennen, und gleichzeitig schon in Richtung möglicher Lösungen zu denken. Der Fokus deiner internen Denkmuster ist entscheidend. Die Qualität deiner Fragen bestimmt über die Qualität deiner Ergebnisse. Aber wie sehen diese bei Dir aus?
Über die letzten Jahre habe ich in meinen Seminaren und Coachings eine Liste mit den Fragen erstellt, die ich wieder und wieder höre. Eine kleine Kostprobe gefällig? Hier sind meine Top 10:
Die TOP 10 der problemorientierten Fragen
- Warum passiert das immer mir?
- Warum schaffe ich es nicht, erfolgreich zu sein?
- Warum kann mich in der Firma keiner leiden?
- Warum finde ich meine Vision nur nicht?
- Warum klappt es bei allen anderen, nur bei mir nicht?
- Warum bin ich nicht in der Lage, meine Ziele zu erreichen?
- Warum versage ich jedes Mal, wenn es um etwas geht?
- Warum ziehe ich Probleme magisch an?
- Warum ausgerechnet ich?
- Warum ist Veränderung nur so schwer?
Kommt dir da etwas bekannt vor? Diese Fragen haben eines gemeinsam. Sie sind sinnlos. Weil sie rückwärts gerichtet und problemorientiert sind. Aber wie hat schon Albert Einstein treffend festgestellt: „Probleme kann man nicht mit der gleichen Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Wie recht er doch hatte. Stellst du dir stattdessen lösungsorientierte Fragen, kommt es umgehend zu einer massiven Verschiebung deines Fokus. Auch hier habe ich dir eine Top 10 vorbereitet:
TOP 10 der lösungsorientierten Fragen
- Wie kann ich diese Situation lösen?
- Was kann ich daraus lernen?
- Wer könnte mich unterstützen?
- Wann habe ich schon mal eine ähnliche Aufgabe gelöst?
- Was kann ich daraus lernen?
- Was benötige ich noch für Ressourcen, um XYZ zu erreichen?
- Wie könnte eine Lösung des Problems aussehen?
- Wie muss ich mich verändern, um das Ziel zu erreichen?
- Welche Chancen lauern in dieser Herausforderung?
- Wie muss ich anders denken, um das Ziel zu erreichen?
Mindset trainieren – Ein kleiner Hack mit großer Wirkung
Das ist der kleine, aber feine Unterschied, der einen Unterschied macht. Diesen positiven Fragen folgen nämlich zwangsläufig positive Handlungen, wodurch du positive Ergebnisse erzielen wirst. Eine sich selbst verstärkende Erfolgsspirale entsteht, die sich im Laufe der Zeit tief in deinem Unterbewusstsein verankert, und dort zuverlässig ihren Dienst tut. Natürlich wird es auch mit dem positivsten Mindset weiterhin Situationen geben, die dich ärgern, die dich frustrieren oder in den Wahnsinn treiben. Wunderbar. Dann kommt hier der beste Mindset Tipp, den ich kenne. Bist Du bereit? Here we go:
5 Minuten Jammern ist okay!
Ja, wirklich. Lass für 5 Minuten alles raus. Ärger dich, sei wütend und schrei deine Frustration laut in die Welt. Doch danach gilt die Devise: Positive Fokussierung auf Lösungen und Möglichkeiten. Denn das Leben ist einfach zu schön, um es mit Negativität zu vergeuden. Genieß jeden einzelnen Moment, und transformiere auch die vermeintlich großen Probleme in mindestens genauso große Chancen.
Dein wichtigster Verbündeter neben deinem Mindset ist dabei übrigens ein gerne vergessener Faktor namens Humor. Ja, du hast richtig gehört. Denn Humor öffnet das Tor zu jeder einzelnen Veränderung. Zu den kleinen Herausforderungen des Alltags, aber auch zu den richtig großen Brocken. Wirklich jeder erfolgreiche Mensch, den ich kenne, lacht gerne und viel, ganz besonders übrigens über sich selbst. Denn nur, wer sich selbst nicht allzu ernst nimmt, kann von seinem Umfeld ernst genommen werden. Niemand mag verbitterte, allzeit seriöse und stocksteife Zeitgenossen.
Mindset Shift – Die 3 goldenen Regeln einer positiven Attitüde
Die große Kunst ist es, die vermeintlich kleinen Aufgaben mit einer großen Ernsthaftigkeit anzugehen, und über die schweren, scheinbar unüberwindbaren und oftmals frustrierenden Herausforderungen lachen zu können. Schließen möchte ich diesen Artikel mit den drei goldenen Regeln eines positiven Mindsets:
- Sei positiv. Immer. (Hatte ich bereits erwähnt, nicht wahr?)
- Nimm Probleme wahr, denke aber gleichzeitig in Chancen und Möglichkeiten.
- Humor öffnet das Tor zur Veränderung. Lache viel und oft, und nimm dich selbst nicht zu ernst.
Wundervolle Dinge geschehen, wenn Du diese drei Regeln ab sofort zu deinem täglichen Begleiter werden lässt.
Und nun interessiert mich deine Meinung: Wie wichtig ist das Mindset für Dich und welche Erfahrungen hast Du gemacht?
11 Antworten
Moin Ilja,
bei den Top 10 der lösungsorientierten Fragen bin ich mir noch nicht sicher, ob ich Frage 2 oder Frage 5 wertvoller finde!
Anyway, ich gehe jetzt sowieso erstmal 5 Minuten jammern!
Schönen Abend noch
VG
Oliver